Technikaffinität und wachsendes Gesundheitsbewusstsein sind Ihre Chancen als europäisches Unternehmen auf dem indischen Markt
Indische Gesundheitsoffensive
Die indische Regierung plant bis 2025 einen signifikanten Betrag in die medizinische Infrastruktur zu investieren. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentlichen Gesundheitsausgaben auf ca. 3 Prozent des BIP zu erhöhen und damit eine deutliche Steigerung gegenüber den aktuellen Ausgaben von ca. 2 Prozent vorzunehmen. Dieses Investitionsprogramm wird ergänzt durch die „Ayushman Bharat Health Infrastructure Mission“ (ABHIM), welche bis 2026 weitere USD 8 Mrd. bereitstellt. Das öffentliche Gesundheitswesen soll breitflächig ausgebaut werden – unter anderem durch die Errichtung neuer Gesundheitszentren sowie spezialisierter Einrichtungen für die sekundäre und tertiäre Gesundheitsversorgung. Zudem ist eine Steigerung des medizinischen Bildungsniveaus angestrebt, welche durch die Gründung neuer Hochschulen und eine verstärkte Förderung medizinischer Forschungsinstitute erreicht werden soll. Auch Notfallmanagement-Infrastrukturen und die Verbesserung der Kapazitäten für die Bekämpfung von Pandemien und Gesundheitskrisen werden Teil dieser Gesundheitsoffensive sein.
Wachstumsmarkt Medizintechnik
Für den Medizintechnikmarkt variieren die genauen Wachstumsprognosen. Momentan kalkuliert die indische Regierung mit einer Umsatzsteigerung im kommenden Jahr in Höhe von ca. 9 %. Bis 2026 soll der Medizintechniksektor ein Marktvolumen von USD 372 Mrd. erreichen (lt. India Brand Equity Foundation der indischen Regierung, IBEF).
Ebenso wie der öffentliche, befindet sich auch der private Gesundheitsbereich im Aufwind. Momentan macht dieser 60 Prozent der Klinikbetten der ca. 70.000 Krankenhäuser in Indien aus. Auch hier soll eine wesentliche Erhöhung der Bettenkapazität in den nächsten Jahren erfolgen.
Zweiklassenmedizin
Wie Sie sich vorstellen können, existiert in Indien eine Zweiklassenmedizin: das öffentliche Gesundheitssystem ist personell unterbesetzt und technisch schlecht ausgestattet, während der private Sektor auf hohem Preisniveau qualitativ höchste Standards bietet. Parallel dazu verhalten sich die medizinischen Standards in den urbanen Zentren und ländlichen Gebieten. Besonders abseits der großen Metropolen besteht ein erheblicher Nachholbedarf bei der Gesundheitsversorgung. Es mangelt an Infrastruktur und Ressourcen.
Hohe Nachfrage nach Import moderner Medizintechnologie aus dem Ausland
Mit über 1,4 Mrd. Einwohnern hat Indien eine junge und schnell wachsende Bevölkerung – technikaffin, mit steigendem Gesundheitsbewusstsein und dem Wunsch nach besserer medizinischer Versorgung.
Digital Health – also die Bereiche Digital Fitness, Well-Being und digitale Behandlungsmöglichkeiten – boomt. Ungefähr 752 Mio. indische Menschen nutzen 2024 das Internet, meist von Mobilgeräten aus, zahlreiche von ihnen besitzen Smartwatches oder andere Devices.
Im privaten Gesundheitssektor besteht selbstredend die größte Nachfrage nach höchster Qualität im High-End Bereich und dies sowohl im Rahmen von Kliniken als auch außerhalb von Krankenhäusern. Die lokale indische Produktion kann eine solche Nachfrage momentan noch nicht befriedigen. Indien ist deshalb auf Importe moderner Medizintechnologien und Geräte aus dem Ausland angewiesen, insbesondere im Bereich der diagnostischen und chirurgischen Ausstattungen (z.B. Geräte für bildgebende Diagnostik, kardiologische Geräte, Geräte für die Orthopädie).
Aber auch für gebrauchte Geräte existiert ein Markt. Insbesondere jenseits der großen Metropolen ist die Anschaffung eines Neugeräts häufig nicht wirtschaftlich bzw. sind keine ausreichenden finanziellen Mittel für den Erwerb modernster Technologien vorhanden.
Digitalisierung des indischen Gesundheitswesens
Mit der Einführung des Ayushman Bharat Health Accounts (ABHA) und der Erstellung von ABHA-IDs treibt die Regierung die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter voran. Es existiert bereits eine nationale Plattform für Telemedizin (eSanjeevani), die vor allem in abgelegenen ländlichen und schwer erreichbaren Gebieten die Kluft in der Gesundheitsversorgung verringern kann. Bis 2025 soll dieser Markt auf etwa USD 5,4 Mrd. wachsen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 31 % entspricht.
Herausforderungen für ausländische Unternehmen
Neben den kulturellen Herausforderungen, vor die Indien europäische Unternehmen immer stellt, müssen natürlich auch regulatorische Hürden genommen werden. Ein erfolgreicher Marktzugang erfordert umfassendes Wissen über lokale Vorschriften und Standards [siehe Quality Control Orders des BIS und der „CDSCO“ (Central Drugs Standard Control Organisation)]. Außerdem ist der indische Markt stark preissensitiv. Lokale Hersteller bieten oft kostengünstigere Alternativen an, was den Wettbewerb intensiviert. Ebenso befürchten Branchenexperten, dass Preisobergrenzen für mehr Produkte als bisher festgelegt werden, was ausländische Hersteller benachteiligt, die nicht günstig vor Ort produzieren können.
Fazit
Der indische Markt für Medizintechnik bietet enorme Wachstumschancen für Sie als europäisches Unternehmen, insbesondere im Bereich innovativer Technologien und digitaler Lösungen. Um erfolgreich zu sein, sollten Sie jedoch sorgfältige Marktanalysen durchführen und ggf. prüfen, ob sich strategische Partnerschaften anbieten. Mit dem richtigen Ansatz können Sie nicht nur von der Importabhängigkeit Indiens profitieren, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in diesem dynamischen Land leisten.
Interessieren Sie sich für Ihre individuellen Marktchancen in Indien? Wie veranstalten regelmäßig individuelle Markterkundungsreisen oder Delegationsreisen für Unternehmen [siehe Blogartikel Markterkundungsreise] Sprechen Sie gerne mit uns.