Sonjoy Chaudhury, Senior Experte für Vertrieb und Personal bei WB, im Gespräch über Schwierigkeiten und Chancen bei der Fachkräfterekrutierung aus Indien
Sein beruflicher Weg ist so international wie sein Verständnis für grenzüberschreitende Märkte: Geboren in Deutschland mit indischen Wurzeln, hat er auf vier Kontinenten gelebt und gearbeitet – darunter über drei Jahre in Indien. Seine Leidenschaft für das Herkunftsland seines Vaters zieht sich durch sein gesamtes Leben:
„Bereits seit meiner Kindheit fasziniert mich das Herkunftsland meines Vaters. Dies hat mich dazu bewogen, selbst unternehmerisch in und mit Indien tätig zu werden.“
Mit seiner langjährigen Erfahrung in Vertrieb und Geschäftsaufbau berät er heute europäische Unternehmen, die in Indien erfolgreich sein wollen – sei es durch Fachkräfterekrutierung oder durch optimierte Vertriebsstrukturen. Besonders die von ihm mitentwickelte 5-Stufen-Methodik „Sales Excellence India“ hilft Unternehmen, ihre Performance auf dem indischen Markt nachhaltig zu verbessern.
“Egal ob Handwerker, Pflegekräfte oder Ingenieure – der Talentpool ist riesig in Indien…”
“Herr Chaudhury, warum ist Indien aus Ihrer Sicht eine besonders gut geeignete Quelle für Fachkräfte?”
Chaudhury: “Indien ist das bevölkerungsreichste Land der Welt – das allein bedeutet schon einen riesigen Talentpool. Das Bildungssystem ist breit aufgestellt: von einfachen Abschlüssen bis hin zu Spitzeninstituten mit internationalem Renommee. Besonders in Mathematik, IT und Ingenieurswesen ist die Qualität der Ausbildung extrem hoch. Außerdem verfügen viele Inder über ausgeprägte handwerkliche Fähigkeiten – gerade in der Metall- und Holzbearbeitung. All das passt hervorragend zu den Bedürfnissen der deutschen Industrie, etwa im Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobiltechnik.”
“Was macht gerade indische Pflegefachkräfte interessant für den deutschen Markt?”
Chaudhury: “Die Ausbildung im Gesundheitswesen ist in Indien anspruchsvoll, auch wenn sie sich je nach Bundesstaat unterscheidet. Fachlich sind die Kandidaten sehr gut vorbereitet – und viele von ihnen möchten dauerhaft auswandern. Diese Ausreisemotivation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für die langfristige Integration in Deutschland.”
“Wie stellen Sie sicher, dass die Qualifikationen der indischen Bewerberinnen und Bewerber den deutschen Anforderungen entsprechen?”
Chaudhury: “Akademische Abschlüsse, etwa von Ingenieuren oder Programmierern, sind meist in der deutschen Anabin-Datenbank gelistet und damit direkt anerkannt. Bei nicht-akademischen Abschlüssen – etwa bei sogenannten „Diploma Engineers“ – ist ein individuelles Anerkennungsverfahren notwendig. Aber: In der Praxis funktioniert das gut. Das eigentliche Problem liegt selten in der Bürokratie, sondern eher in der mangelnden Vorbereitung der Unternehmen.
“Selbst Schwäbisch oder Oberbayrisch bekommen wir gemanaged…”
“Welche Rolle spielen Sprache und Kommunikation?”
Chaudhury: “Die meisten Inder sprechen sehr gut Englisch. Rund 300 Millionen wurden im „English Medium“ unterrichtet – also auf Englisch seit dem Kindergarten. Neue Sprachen lernen sie schnell, weil sie oft mehrsprachig aufgewachsen sind. Deutsch ist anfangs kaum vorhanden, aber wir organisieren intensive Sprachkurse in Indien – inklusive Fachvokabular, typischen Dialogen und sogar regionalen Dialekten wie Schwäbisch oder Oberbayerisch.”
Frage: Gibt es kulturelle Hürden?
Chaudhury: “Ja, definitiv. Ein zentrales Thema ist der sogenannte Gesichtsverlust. Viele Inder vermeiden es, direkt „Nein“ zu sagen – was in Bewerbungsgesprächen oder im Arbeitsalltag zu Missverständnissen führen kann. Deshalb bieten wir von WB interkulturelle Schulungen für beide Seiten an – sowohl für die Fachkräfte in Indien als auch für die Teams hier in Deutschland. Unser Ziel ist eine nachhaltige Integration – weit über die Probezeit hinaus.”
“Die meisten kommen, um dauerhaft zu bleiben…”
“Wie lange bleiben die Fachkräfte in der Regel in Deutschland?”
Chaudhury: Die meisten kommen, um zu bleiben. Viele streben die deutsche Staatsbürgerschaft an – was inzwischen schon nach drei Jahren möglich ist. Unsere Verbleibsquote liegt bei über 90 % in den ersten zwei Jahren. Das ist ein riesiger Vorteil gegenüber kurzfristigen oder befristeten Lösungen.
“Was unterscheidet WB von anderen Anbietern?”
Chaudhury: “Wir arbeiten nicht mit vorgefertigten Kandidatenpools. Stattdessen entwickeln wir für jede Stelle eine individuelle Lösung – von der Auswahl über die Sprachvorbereitung bis zur Integration. Wir begleiten Unternehmen und Kandidaten intensiv, mit monatlichen Feedback-Gesprächen, einer 24/7-Hotline und echter Nähe. Das macht den Unterschied – und das spiegelt sich in der Zufriedenheit auf beiden Seiten.”
“Wie lange dauert ein Rekrutierungsprozess?”
Chaudhury: “Das hängt stark vom erforderlichen Sprachniveau ab. Bei einfachen Anforderungen (z. B. A2) dauert es rund 6–8 Monate. Pflegekräfte mit B2 oder C1 brauchen bis zu 14–18 Monate. Aber die Investition lohnt sich – langfristig, strategisch und menschlich.”
“Sprechen Sie doch einfach mit Unternehmen, die den Schritt schon gegangen sind…”
“Gibt es Referenzprojekte, die interessierte Unternehmen sich anschauen können?”
Chaudhury: “Ja, sehr viele – sowohl im technischen Bereich als auch im Gesundheitswesen. Interessierte Unternehmen können uns einfach kontaktieren, und wir stellen gerne den Kontakt zu passenden Referenzen her.”
Zum Abschluss: “Gibt es etwas, das Sie deutschen Unternehmen mit auf den Weg geben möchten?”
Chaudhury:” Indien ist kein „No-Brainer“ – aber es ist ein riesiger, oft unterschätzter Chancenraum. Es braucht Vorbereitung, Geduld und Erfahrung. Aber wer den ersten Schritt wagt – am besten mit kompetenter Begleitung – wird belohnt. Indische Fachkräfte sind jung, motiviert und bestens ausgebildet. Sie können einen echten Unterschied machen – für einzelne Unternehmen und für den Standort Deutschland insgesamt.”
Die Rekrutierung aus Indien ist komplex – aber mit dem richtigen Partner an Ihrer Seite wird sie zum Erfolgsfaktor (siehe auch Blogbeitrag zum Thema Rekrutierung)
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