Eine klimaresiliente Standortentscheidung ist keine ökologische Kür, sondern eine betriebliche Notwendigkeit – für Versorgungssicherheit, Investitionsschutz und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.
Welche indischen Regionen für Sie als europäisches Unternehmen interessant werden
Indien erlebt aktuell eine außergewöhnlich heftige Hitzewelle, die insbesondere den Bundesstaat Rajasthan betrifft. In Städten wie Barmer, Jaipur und Jodhpur wurden im April 2025 Temperaturen von bis zu 46,4 °C gemessen. Diese Werte liegen deutlich über dem saisonalen Durchschnitt und brechen teils jahrzehntealte Rekorde.
Solche extremen Hitzewellen sind in Indien nicht ungewöhnlich, treten jedoch zunehmend früher im Jahr auf und erreichen höhere Intensitäten. Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für solche Wetterextreme durch die globale Erwärmung erheblich gestiegen ist. Hitze ist dabei nur eines der Georisiken [https://www.risk-prevention-systems.com/geografische-risiken/] mit denen wir alle umzugehen lernen müssen.
Auswirkungen der Hitzewellen als Beispiel für Georisiken
- In Regionen wie Rajasthan, wo viele Menschen keinen Zugang zu Klimaanlagen haben, steigt das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme erheblich. Besonders betroffen sind Menschen, die auf Lohnarbeit außerhalb von geschlossenen Räumlichkeiten angewiesen sind.
- Die Nachfrage nach Klimaanlagen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen mit den daraus resultierenden Produktions- und Vertriebschancen. Allerdings führt der damit einhergehende massiv erhöhte Energiebedarf zu einem deutlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen, da rund 70 Prozent des indischen Stroms noch aus Kohlekraftwerken stammt. Ferner kann die hohe Nachfrage nach Strom in Spitzenzeiten und in urbanen Zentren mit hoher Bevölkerungsdichte zu Überlastungen des Stromnetzes und damit zu Stromausfällen führen.
- Alternative Methoden wie passive Kühlung und der Ausbau erneuerbarer Energien werden immer wichtiger. Indien hält weiterhin aktiv an seinem im Jahr 2021 auf dem Weltklimagipfel COP26 angekündigten Dekarbonisierungsziel bis 2070 („Netto-Null-Emissionen“) durch zahlreiche Klimamaßnahmen fest (Quelle).Was bedeuten diese extremen Wetterereignisse für Sie als europäisches Unternehmen?
Hitzeperioden der aktuellen Intensität beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit und Lebensqualität Ihrer Arbeitskräfte, sondern erhöhen auch das Risiko von Versorgungsengpässen, Produktionsausfällen und Kostensteigerungen für Kühlung und Infrastruktur. Dies wiederum hat Auswirkungen auf Versicherungsprämien, Finanzierungskonditionen und ESG-Bewertungen internationaler Investoren. Für Sie als europäische Unternehmen, das Produktions- oder Logistikstandorte in Indien plant oder hat, rückt damit die Frage nach klimaresilienten Regionen stärker in den Fokus.
Klimatisch bevorzugte Standortalternativen in Indien
Welche indische Region für Ihr Unternehmen die beste Standortwahl ist, ergibt sich selbstredend aus vielen Faktoren [Blogartikel Standortsuche] Unter dem Klimagesichtspunkt könnten Bundesstaaten mit gemäßigteren Temperaturen und besserer Wasser- und Energieinfrastruktur – etwa in Süd- oder Ostindien –insbesondere für Produktionen- künftig strategisch vorteilhafter sein.
- Bangalore (Karnataka)
– Höhenlage sorgt für vergleichsweise gemäßigtes Klima
– Starke IT- und Technologiebasis, gute Infrastruktur
– International vernetzt, hochqualifizierte Arbeitskräfte - Hyderabad (Telangana)
– Wachsender Industrie- und Life-Sciences-Hub
– Fortschrittliche Infrastruktur, moderates Klima
– Proaktive Regierung mit investorenfreundlicher Politik - Pune (Maharashtra)
– Günstiges Klima durch Höhenlage
– Zentrum für Automobilindustrie und Maschinenbau
– Nähe zu Mumbai für internationale Anbindung - Kochi (Kerala)
– Küstenlage, tropisch, aber keine extreme Hitze
– Logistikdrehkreuz mit wachsender IT- und Handelsinfrastruktur
– Zugang zu Seewegen, nachhaltiger Fokus der Landesregierung - Chennai (Tamil Nadu) – mit Einschränkung
– Starke industrielle Basis, v. a. Automotive und Elektronik
– Klimatisch wärmer, aber stabiler als der Norden; gute Wasserversorgung durch Infrastrukturprojekte
Kommunale Hitzeaktionspläne
Nicht nur die National Disaster Management Authority (NDMA), sondern insbesondere die indischen Kommunen befassen sich verstärkt mit der Entwicklung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen (Heat Action Plans, HAPs), um auf die zunehmenden Herausforderungen durch Hitzeextreme besser reagieren zu können.
Beispiele aus indischen Kommunen
- Ahmedabad: Als Vorreiterstadt hat Ahmedabad bereits 2013 einen Hitzeschutzplan eingeführt, nachdem die Stadt 2010 bei einer extremen Hitzewelle Hunderte von Todesopfern zu beklagen hatte. Der aktuelle Plan umfasst vier Hauptstrategien: öffentliche Sensibilisierung, Frühwarnsysteme, Schulung von Gesundheitspersonal und Maßnahmen zur Reduzierung der Hitzebelastung. Innovative Ansätze wie die Nutzung von Smartwatches zur Überwachung der Gesundheit von Bewohnern in besonders gefährdeten Vierteln werden getestet.
- Jodhpur: Die Stadt hat ihren ersten Hitzeschutzplan entwickelt, der eine detaillierte Analyse der lokalen Verwundbarkeit beinhaltet. Durch die Kartierung von Risikogebieten können gezielte Maßnahmen wie die Einrichtung von Kühlzentren und die Installation reflektierender Dächer in besonders betroffenen Stadtteilen umgesetzt werden.
- Kerala: Der Bundesstaat hat umfassende Leitlinien für lokale Selbstverwaltungsorgane herausgegeben, um hitzeresistente Gemeinden zu fördern. Kurzfristige Maßnahmen umfassen die Einrichtung von Kühlzentren und die Bereitstellung von Trinkwasser, während langfristige Strategien die Entwicklung grüner Flächen und die Förderung hitzereduzierender Bauweisen beinhalten.
- Nagpur-Region: In Maharashtra wurde ein regionaler Ansatz verfolgt, bei dem Nagpur und vier benachbarte Städte gemeinsam einen Hitzeschutzplan entwickelt haben. Dieser Plan legt Schwellenwerte für Hitzewarnungen fest und identifiziert besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Kinder und ältere Menschen.
- Chandrapur: Die Stadt hat Maßnahmen wie die Bereitstellung von Trinkwasser an öffentlichen Orten, die Einrichtung von Schutzzelten und die Begrünung von Märkten eingeführt. Langfristige Strategien umfassen Stadtplanung zur Verringerung der Hitzeanfälligkeit durch Aufforstung und Regenwassernutzung.
Fazit:
Die jüngsten Wetterextreme in Rajasthan sind ein Weckruf.
Neben Extremhitze gehören auch Wassermangel, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse wie Zyklone zu den wachsenden Georisiken, die bei der Standortwahl in Indien berücksichtigt werden müssen.
Eine zukunftssichere Indien-Strategie erfordert eine fundierte Bewertung auch klimatischer Standortrisiken – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus unternehmerischer Perspektive.
Wir entwickeln seit mehr als 20 Jahren nachhaltige Unternehmensperspektiven für Indien. Risikoprävention ist dabei unser tägliches Geschäft. Melden Sie sich gerne unverbindlich bei uns und stellen Sie uns Ihre Fragen. Wir freuen uns auf Sie.