Genauso wichtig wie die jährlichen Prüfungen durch Ihre Wirtschaftsprüfer und sonstige Experten ist ein akkurates, gut funktionierendes und möglichst pünktliches Reporting aus Ihrer indischen Niederlassung – auf monatlicher Basis.
Den Umfang und das Format dieses Reportings durch das lokale Management, den Stellvertretern der Entität, sollten Sie gemeinsam mit diesem erarbeiten und definieren, um auf diese Weise auch eine gewisse Verbindlichkeit vor Ort zu schaffen.
Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie der Buchführung Ihrer indischen Debitoren und Kreditoren widmen. Zu empfehlen ist das regelmäßige Monitoring der Fälligkeiten. Übersichtlich gestaltete Listen geben Aufschluss darüber, welche Forderungen und Verbindlichkeiten wann fällig werden bzw. bereits wurden. Das ist ein sehr simples Hilfsmittel, doch der Informationsgehalt ist beachtlich. So lässt sich schnell und einfach nachvollziehen, wie realistisch es ist, dass diese oder jene Forderung noch eingebracht werden kann oder ob sie vielleicht doch bereits abgeschrieben werden sollte bzw. muss.
Zahlungsmoral in Indien
Es ist inzwischen wohl kein Geheimnis mehr, dass die Zahlungsmoral in Indien, im Großen und Ganzen – sagen wir einmal – „Luft nach oben hat“. Gerade vor diesem Hintergrund sollten Sie sich regelmäßig mit diesem Thema beschäftigen. Auf dem Subkontinent denkt manch ein Finanz- oder Firmenleiter: „Warum sollten wir diesen Lieferanten bezahlen? Wir werden dort wahrscheinlich nie wieder etwas bestellen! Also brauchen wir ihn in Zukunft auch nicht mehr und können uns somit das Geld sparen…“
Mit unserem Verständnis eines ehrbaren Kaufmanns hat das ziemlich wenig gemein. Was jedoch nicht bedeutet, dass wir diesbezüglich in Indien ein großes Unrechtsbewusstsein erwarten können. Also seien Sie insbesondere bei einmaligen Geschäften lieber etwas vorsichtiger, denn nach der Lieferung Ihrer Waren oder Dienstleistungen verfügen Sie über keinerlei „Druckmittel“ mehr. Und Sie wissen ja bereits, was Sie von den indischen Gerichten zu erwarten haben.
(Unterjährige) Kontenabstimmung
Noch interessanter wird dieses Thema, wenn Ihre eigenen Firmen Lieferanten Ihrer indischen Unternehmung sein sollten. Wir raten Ihnen dringend, von Anfang an ein besonderes Augenmerk auf die regelmäßige unterjährige Abstimmung Ihrer Konten zu legen und diese auch proaktiv zu kommunizieren. Falls Sie aus Indien keine zufriedenstellende Antwort erhalten, sollten Sie das Thema ziemlich schnell eskalieren.
Angenommen, Sie planen lediglich einmal im Jahr – wahrscheinlich im Rahmen der Jahresabschlussprüfung – von Ihren indischen Kollegen eine Saldenbestätigung zu Ihren jeweiligen Konten einzuholen. Die Reaktion – falls Sie denn überhaupt eine erhalten – könnte Ihnen durchaus die Laune verderben. Glauben Sie uns, holen Sie die Saldenbestätigungen und andere Nachweise bitte schon unterjährig, zum Beispiel einmal pro Quartal ein! Der Aufwand lohnt sich wirklich!
Das monatliche Reporting sollte ergänzt werden durch ein „Management-Information-System“ (MIS), das Ihnen möglichst tagesaktuell und auf übersichtliche Art und Weise die wesentlichen Zahlen, Daten und Fakten Ihrer Entität zur Verfügung stellt. Das kann z.B. im Excel-Format auf einem einfachen „One-Pager“ sein. Dabei sollten Sie sich fokussiert auf die Informationen beschränken, die Sie benötigen, um Ihre Unternehmung zu monitoren und operativ zu steuern.
Neben wesentlichen Finanzdaten, wie z.B. den Kontoständen, Debitoren- und Kreditoren-Übersichten (mit Fälligkeiten), werden in diesem MIS die wichtigsten Zahlen aus den Bereichen
- Vertrieb (Verkaufszahlen und Umsatz)
- Produktion (Produktionszahlen und Maschinenauslastungen)
- Lager (Bestände und Reichweiten)
- Qualität (Ausschuss und Kundenbeanstandungen)
- Personal (Mitarbeiterzahlen und Krankenstände)
und schließlich die wichtigsten Kennzahlen (KPIs) aus diesen Bereichen zusammenfassend dargestellt.
Regelmäßige Risikoanalyse
Häufig fehlt europäischen Unternehmen respektive ihren Managern aber der Ein- und Überblick was ihre Niederlassung in Indien konkret macht beziehungsweise wie es ihr finanziell geht. Mangelnde Transparenz, fehlende Controlling-Mechanismen und lückenhafte Compliance bergen nicht nur erhebliche finanzielle, sondern auch rechtliche Risiken.
Unsere Tool-Box zum Thema „Business Risk Assessment“ hilft Ihnen potentielle Problemfelder in Ihren Niederlassungen aufzuspüren und konkrete Maßnahmen zu ergreifen. So ermächtigen wir Sie Ihr Indien-Geschäft aktiv zu führen und unternehmerische Risiken auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
Beginnen Sie mit unserem Indien Selbst-Test und identifizieren Sie mit dieser Checkliste innerhalb weniger Minuten typische Risiken Ihres Indien-Geschäfts.