Warum Indien als Export-Ziel noch ein Schattendasein fristet, jetzt aber immer wichtiger wird.

Indien und China im Export-Vergleich

Der Handel zwischen Indien und der EU hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und wächst mit etwa sieben Prozent pro Jahr kontinuierlich. In absoluten wie auch in relativen Zahlen spielt Indien aber für Deutschlands Exportwirtschaft bisher noch eine eher untergeordnete Rolle. So lag Indien 2015 in der Rangliste der Handelspartner im Außenhandel nur an der 27. Stelle.

Export Indien vs. China

Export Indien vs. China

Im vergangenen Jahr 2015 wurden aus Deutschland Güter und Dienstleistungen im Wert von etwas weniger als 10 Milliarden Euro nach Indien exportiert. Dies waren zu etwa einem Drittel Maschinen und Anlagen, gefolgt von chemischen Erzeugnissen (15%), elektronischen und elektrischen Erzeugnisse sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile (Automotive).

Im Vergleich: China ist mittlerweile bereits das fünft-wichtigste Exportland für die deutsche Außenwirtschaft. Das Exportvolumen in die Volksrepublik ist sieben (!) mal so groß wie jenes nach Indien. Das lässt erahnen, welches Potential für den Export nach Indien noch besteht.

 

Impulse durch Industrie-Modernisierung & steigende Konsum-Nachfrage

Indiens Wirtschaft wächst – wenn man den offiziellen Zahlen glaubt – mittlerweile sogar schneller als die chinesische Wirtschaft – und mit ihr wachsen auch die Importe in das riesige Land. Das wirtschaftliche Aufhol-Potential in Indien ist immens. Getrieben wird das aktuelle Wachstum insbesondere durch

  • die Industrie-Modernisierung, welche die Regierung Modi ganz oben auf die politische Agenda gesetzt hat. Bis 2025 soll die verarbeitende Industrie in Indien massiv zulegen (von aktuell 16% auf 25% des BIP). Das eröffnet vor allem gewaltige Potentiale für Deutschlands Anlagen- und Maschinenbauer, denn sie könnten die technische Infrastruktur für neue Fabriken und Produktionsstandort liefern.
  • den rasant steigenden Konsum: Das Konsumklima ist in Indien aktuell so gut wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Steigende Einkommen und ein höherer Lebensstandard führen zu einer verstärkten Nachfrage an importierten Konsum- und Luxusgütern. „Made in Germany“ steht bei vielen indischen Kunden, hoch im Kurs – und es gibt immer mehr, die es sich leisten können. Deutsche Marken könnten sich das zunutze machen – und davon profitieren.

Im aktuellen wirtschaftlichen und politischen Umfeld bieten sich für deutsche Exporteure in vielen Branchen so gute Exportmöglichkeiten, wie schon lange nicht mehr. Die spezifischen Herausforderungen des Marktes lassen wir hier mal bei Seite. Darüber können Sie in zahlreichen Artikeln in diesem Blog mehr erfahren.

Ein Freihandelsabkommen soll den Export ankurbeln

Indien ist seit jeher Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO, vorher GATT) und somit deren Kernprinzipien verpflichtet: Gleichbehandlung von Drittlandswaren an der Zollgrenze und wettbewerbsrechtliche Gleichstellung von Importwaren im Verhältnis zu inländischen Waren.

Ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien soll den Export zwischen den beiden Handelspartnern ankurbeln. Schon seit dem Jahr 2007 wird über ein umfangreiches Handels- und Investitionsabkommen (Broad-Based Trade and Investment Agreement – BTIA) verhandelt. Seit Sommer 2013 gibt es jedoch einen „De-facto-Stillstand“ bei den Gesprächen. Ähnlich wie bei TTIP liegt man in fundamentalen Verhandlungspunkten meilenweit auseinander. Die Streitpunkte sind insbesondere

  • die hohen Importzölle für alkoholische Getränk und Kraftfahrzeuge nach Indien,
  • die Hürden für indische Geschäftsleute bei der Einreise in die EU – sowie bessere Zugangsmöglichkeiten für indische Fachkräfte zum europäischen Arbeitsmarkt,
  • besserer Schutz von geistigem Eigentum,
  • das öffentliche Beschaffungswesen sowie,
  • die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards.

Da sich das Klima für Freihandelsabkommen in den letzten Monaten generell deutlich verschlechtert hat, ist auch mit einem baldigen Abschluss dieses mit Indien geplanten Abkommens eher nicht zu rechnen. Daher werden unsere Exporteure auch in den nächsten Jahren noch mit umfangreichen Handelserschwernissen, hohen Zolltarifen und komplizierten Zollverfahren zu kämpfen haben.

Von WB market solutions ® – der Fachbereich der Dr. Wamser + Batra GmbH, der auf alle Fragen zum indischen Markt, Export und zum Aufbau eines Vertriebsnetzes in Indien spezialisiert ist.