Bei einem Joint Venture handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen, das von einem zum Beispiel deutschen Partner zusammen mit einem indischen Partner gegründet und betrieben wird. Ein Joint Venture ist ein indisches Unternehmen und hat somit auch dieselben Rechte und Pflichten.

Die typischen Gründe, die vermeintlich für ein Joint Venture in Indien sprechen…

War ein Joint Venture in der Vergangenheit die gängigste Form, ein Unternehmen in Indien zu gründen – ganz einfach, weil man damals per Gesetz gar nicht alleine tätig werden durfte – ist es in den letzten Jahren ein wenig aus der Mode gekommen. Dennoch, vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen scheuen immer noch den Alleingang nach Indien und führen zumeist folgende Argumente an:

  • Wir kennen uns doch gar nicht aus. Da hole ich mir doch lieber einen lokalen Partner, der die richtigen Beziehungen mitbringt und den Markt kennt.
  • Das Risiko, es alleine zu tun, ist mir zu groß, deswegen will ich mir das Risiko mit einem Partner vor Ort teilen.
  • Ich muss nicht bei Null anfangen.
  • Ich habe einen tollen Inder kennen gelernt, wirklich überzeugend. Mit dem zusammen wird das ganz bestimmt ein Riesenerfolg!

Lassen Sie uns diese Argumente einmal detailliert betrachten und bewerten:

Argument Nummer 1: zu wenig Markt Knowhow für Indien

„Wir kennen uns doch gar nicht aus. Da hole ich mir doch lieber einen lokalen Partner, der die richtigen Beziehungen mitbringt und den Markt kennt“

Im „alten“ Indien, also in der Zeit vor der Liberalisierung der Wirtschaft, waren Beziehungen tatsächlich eine Grundvoraussetzung für fast jede geschäftliche Tätigkeit. Kein Geschäft ohne Cousin oder zumindest den besten Freund des Freundes.

Diese Situation hat sich aber inzwischen grundlegend geändert; ganz eindeutig sind heute der Preis und die Leistungsfähigkeit eines Produktes die entscheidenden Kriterien für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss.

Natürlich sind Beziehungen auch weiterhin hilfreich und ihre Bedeutung ist in Indien immer noch sehr hoch, aber genau hier liegt Ihre Chance: Die Inder zeichnen sich durch eine ausgeprägte Kontaktfreudigkeit aus und wenn Sie sich ein kleines bisschen Mühe geben, können Sie in kürzester Zeit alle gewünschten Kontakte selbst herstellen. Wir gehen eine Wette ein, in ein paar Wochen haben Sie es geschafft und dann sind es Ihre eigenen Beziehungen! Und damit relativiert sich auch sehr schnell der Wert der von einem Joint Venture Partner „mitgebrachten“ Beziehungen. Und Sie fragen sich zurecht, ob dafür wirklich eine Beteiligung an Ihrem Unternehmen gerechtfertigt ist.

Wie gesagt, die Bedeutung der „klassischen“ Beziehungen ist enorm zurückgegangen, wenn aber ein Geschäft wirklich nur über Beziehungen zu realisieren ist, sprechen wir im Regelfall über „bestimmte Gefallen“, „kreative Wege“ oder nennen wir es beim Namen: Korruption und persönliche Bereicherung. Dazu passt dann auch, dass es in solchen Fällen vieler Beziehungen bedarf – eine typisch indische Unart, die ganze Sippe in eine Kontaktvermittlung mit reinzunehmen und jeder will natürlich dann auch was vom Kuchen abhaben.

Diese „Market Intelligence“ müssen Sie sich selbst erarbeiten!

Und nun zur Marktkenntnis: Ihr Produkt und seine Anwendung kennen Sie selber viel besser als jeder andere, und – glauben Sie uns – der dazugehörige Markt ist viel überschaubarer als Sie anfänglich annehmen.

Investieren Sie in einige Wochen Recherche-Arbeit und Gespräche mit relevanten Abnehmern und Anwendern und danach kennen Sie Ihren Markt. Das gibt Ihnen sogar die Chance eine realistische Einschätzung des Marktes zu gewinnen, denn Informationen sind in Indien immer persönlich gefärbt! (Siehe Fachartikel zum Thema: Marktanalyse Indien – Der weite Raum zwischen Realität und Wahrheit)

Selbst wenn es länger dauern sollte, rechtfertigt ein Zeitvorsprung von vielleicht einigen Wochen oder Monaten eine Beteiligung an Ihrem Unternehmen auf alle Ewigkeit..?

Mehr zu anderen Gründen, die vermeintlich für ein Joint Venture in Indien sprechen, finden Sie in unserem nächsten Fachartikel „Der Superinder als Joint Venture Partner“.