Europäische Unternehmen müssen nicht zwangsläufig in die Opferrolle fallen!

In den letzten Wochen gab es in den Wirtschaftsnachrichten die eine oder andere Hiobsbotschaft über Korruptionsskandale in Indien und die Willkür indischer (Steuer-)Behörden (z.B. hier). Erst diese Woche, dem 18.11.2018, erschien im Handelsblatt dazu eine Reportage mit dem Titel „Mittelständler M+W versinkt im indischen Korruptionssumpf“: „Zwölf Jahre baute die M+W Group in Indien Fabriken. Nun zwingt ein Korruptionsskandal den Mittelständler zum Rückzug aus dem Markt.“ So wird u.a. über dunkle Machenschaften des lokalen Managements, einhergehend mit zu wenig bezahlten Sozialabgaben, Steuernachforderung in zweistelliger Millionenhöhe und Ermittlungen der Behörden berichtet.

Ist der Fall M+W India symptomatisch?

Es ist kein Geheimnis, dass „Non-Compliance“ und Korruption in Indien kein unbekanntes Phänomen ist.

Die Interna des beschrieben Falles M+W India sind uns als Außenstehende natürlich unbekannt. Daher wollen wir darüber auch nicht urteilen. Wir möchten an dieser Stelle – völlig losgelöst vom konkreten Fall – lediglich darauf hinweisen, dass ein Indien-Abenteuer nicht zwangsläufig so enden muss wie im Handelsblatt Artikel geschildert. Indien und Compliance kann man im Griff haben, wenn man sich darum kümmert! Man muss als Mittelständler nicht im indischen Korruptionssumpf versinken und Millionen in den Sand setzen.

Unternehmerische Risiken: Compliance hat höchste Dringlichkeit

Die meisten Probleme entstehen aus unserer Sicht entweder schon während der Gründung durch ein schlampiges strategisches und vertragliches Set-up der indischen Firma, wie z.B. einem blinden Vertrauen auf eine Person, die sich „ja in Indien doch so gut auskennt“ und entsprechend Geschäftsführer, Joint Venture Partner oder Direktor o.ä. im Unternehmen wird (Stichwort „Superinder“). Oder es fehlt an Transparenz im laufenden Geschäft der indischen Gesellschaft – siehe hier.

Mangelnde Sorgfalt – ja Akribie – bei der Planung und mangelndes, laissez-faires Controlling kann im schlimmsten Fall zu den im Handelsblatt beschriebenen Folgen einer kriminellen Verschwörung führen.

Die Nicht-Einhaltung der Compliance Vorgaben wurde in Indien in den letzten Jahrzehnten oftmals von den Behörden geduldet, war üblich und gehörte für viele indische Geschäftsführer zur normalen Geschäftspraktik. Selbst kriminelles Handeln wurde nur selten entdeckt. Aber was noch vor 10 Jahren Usus war, hat sich inzwischen doch deutlich geändert: Dank Digitalisierung und Professionalisierung sind indische Behörden effizienter und konsequenter im Verfolgen von entsprechenden Verstößen und dem Aufdecken illegaler Geschäftspraktiken geworden! Das haben aber nach wie vor einige indische Manager noch nicht mitbekommen, sodass die entsprechenden rechtlichen Vorgaben im Geschäftsalltag immer noch häufig ignoriert oder bauernschlau „sichere Sonderwege“ gegangen werden. (siehe Artikel hier)

Aktive Steuerung, regelmäßiges Controlling und Revisionen

Reportagen wie jene im Handelsblatt sorgen bei vielen Mittelständlern für einiges an Verunsicherung. Seit deren Veröffentlichung kontaktierten uns mehrere Unternehmen und Kunden mit den Fragen „Kann uns das auch treffen?, „Haben wir alles richtig gemacht?“ oder „Müssen wir reagieren?“.

Unsere Antwort dazu: Bei sorgfältiger Planung des Indien-Geschäfts, regelmäßigem Controlling sowie Revisionsmaßnahmen kann das Risiko auf ein Minimum reduziert werden.

Nur leider sehen wir zu oft Nachlässigkeit und fehlenden Fokus bei der Überwachung der regulatorischen Vorgaben in Indien. Steuern Sie Ihre indische Gesellschaft proaktiv und sichern Sie sich überall entsprechend ab. Versuchen Sie keinesfalls schlauer oder kreativer als die indischen Behörden zu sein oder naiv Ihrem „Super-Inder“ zu vertrauen. Compliance ist Chef-Sache und darf nicht allein dem lokalen Management anvertraut werden. Geeignete Kontroll- und Revisionsmaßnahmen sind Pflicht. Dann kann man gut und gerne auf die üblichen Märtyrergeschichten á la „Saubere Deutsche werden Opfer des korrupten Indien“ verzichten.

Unsere kostenlose Checkliste WB Quick Business Self-Test hilft Ihnen akute und latente Risiken frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus kann im Rahmen interner Prozess-Audits die Transparenz in Indien noch deutlich erhöht werden.

Die Unangreifbarkeit Ihrer Organisation in Indien ist uns stets das wichtigste aller Anliegen. Da sind wir radikal und zwingen unsere Kunden, sich dem Thema kompromisslos zu widmen. Was diese bei der Planung oft nervt, erweist sich oft Jahre später als wasserfestes Rück-Versicherungspaket.