Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Indien liegt aktuell bei etwa 19 Milliarden Euro und steigt beständig, wobei Indien im letzten Jahr deutsche Produkte im Wert von 10,7 Milliarden Euro importierte. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Exporte nach Indien um über 11 Prozent.
Ökonomen schätzen, dass die deutschen Ausfuhren nach Indien für das laufende Finanzjahr 2018/19 – bei gleichbleibender Prognose für das Wirtschaftswachstum – um weitere 12 Prozent zulegen werden. Das Wachstum der deutschen Exporte nach Indien ist also dynamisch und entwickelt sich besser als die indische Wirtschaft in seiner Gesamtheit.
2017 konnte Indien sein Bruttoinlandsprodukt lediglich um 6,7 Prozent steigern – für 2018 werden über sieben Prozent Zuwachs geschätzt. Diese Werte bleiben dennoch merklich hinter den Ambitionen der indischen Regierung und den Möglichkeiten des Landes zurück, wie nicht nur der ehemalige indische Notenbankchef und weltweit anerkannte Ökonom Raghuram Rajan unlängst kritisierte: „Die Wahrheit lautet, dass 7 Prozent nicht ausreichen um Jobs für jene bereitzustellen, die in den Arbeitsmarkt strömen. Deshalb können wir mit dem, was wir haben, nicht zufrieden sein.“
Unsere Industrie als strategischer Partner für die indische Wirtschaft
Im Rahmen der „Make in India“ Kampagne hat die indische Regierung nach der Amtsübernahme die Devise ausgegeben den Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von damals 16 Prozent auf 25 Prozent im Jahre 2022 zu steigern und dadurch 100 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Für Narendra Modi scheint Mitteleuropa Modell zu stehen für seine Zukunftsvision einer leistungsstarken indischen Wirtschaft. Der indische Regierungschef ist überzeugt davon, dass Indien heute eine starke Exportorientierte Industrie nach dem Vorbild Deutschlands braucht, nicht zuletzt um seiner Bevölkerung Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten.
Deutschland, Österreich und der Schweiz käme Modi zufolge bei der Modernisierung der indischen Industrie eine besonders wichtige Rolle zu. Die Nachfrage nach Investitionsgütern, insbesondere Maschinen und Anlagen, ist ausgesprochen hoch und maßgeblich für den (deutschen) Exportüberschuss von deutlich über 2 Milliarden Euro verantwortlich. Modi weiß: um Indien zu einem globalen Produktionsstandort zu machen, braucht es aber mehr Maschinen und eine engere Zusammenarbeit mit Europa bei Forschung und Entwicklung.
Make in India: Zwischen Anspruch & Wirklichkeit
Viele Unternehmer scheinen Modis Ruf gefolgt zu sein. So verstärkte insbesondere Deutschland sein Engagement auf dem Wachstumsmarkt in den letzten Jahren und versucht die gebotenen wirtschaftlichen Chancen zu nutzen. So haben sich die Direktinvestitionen Deutschlands in Indien in den letzten fünf Jahre auf über eine Milliarde Dollar mehr als verdoppelt. Diese Tatsache unterstreicht wohl am eindrucksvollsten das positive Geschäftsklima unserer Außenwirtschaft und das Vertrauen in den indischen Markt.
Auch international wird Indien dieser Tage wieder positiv bewertet. Erst am 31. Oktober 2018 veröffentlichte die Weltbank ihre alljährliche Studie (Ease of) Doing Business 2019. Darin machte Indien im Ranking der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit 23 Plätze gut und rangiert nun auf Rang 77 (von 190).
Ob unsere Außenwirtschaft diese Euphorie auch in der unternehmerischen Praxis sieht, wollen wir in dieser Studie „Geschäftsklimaindex Indien“ beantworten.