Die Akzeptanz eines fremden Landes wie Indien, seiner Kultur und der Mentalität seiner Menschen, bedeutet per sé nicht, dass Sie Ihr (neues) indisches Unternehmen in einer grundsätzlich anderen Art und Weise organisieren und managen müssen, wie Sie es in anderen Teilen der Welt erfolgreich praktizieren. Daher haben wir eine kleine Bitte an Sie! Bitte verfahren Sie in Bezug auf Ihre etablierten Unternehmens-internen Strukturen und Standards, wie den Strategie- und Planungsprozess sowie den damit verbundenen Parametern und Mindestanforderungen, ganz genau so, wie es sich zum Beispiel in Europa bereits bewährt hat.
Keine falsche Bescheidenheit: Kooperation auf Augenhöhe
Das hört sich für Sie seltsam an, da es eigentlich selbstverständlich sein sollte. Da haben Sie definitiv recht! Leider zeigt sich in der Realität aber genau dieses Handeln bei europäischen Firmen und Geschäftsleuten immer und immer wieder! Vielleicht ist es der (übermäßige) Respekt vor der Andersartigkeit von Land und Leuten und der Komplexität dieser neuen, unbekannten Welt, der die europäischen Firmen plötzlich gegenüberstehen. Aber in Bezug auf Indien vergessen europäische Unternehmen regelmäßig vieles oder gar alles, was ihnen daheim bezüglich der internen Prozesse wichtig ist. Bitte nehmen Sie diese indische Brille ab, denn sie macht Sie kurzsichtig!
Der Plan: Von der übergeordneten Strategie zu klaren Zielen
Überlegen Sie sich zunächst, abgeleitet von Ihrer Unternehmensvision, realistische langfristige Ziele für Ihre indische Entität. Und entwickeln Sie dann eine Strategie mit einzelnen Unterzielen und operativen Maßnahmen, wie Sie die großen Ziele und schließlich die Vision auch erreichen können. Anschließend sollten Sie diese Überlegungen – also Ihre Strategie – in einem langfristigen Businessplan zu Papier bringen. So könnten Sie zum Beispiel eine detaillierte operative „Top-Down-Planung“ des Budgets des nächsten Kalender- und/oder Finanzjahres, eine gröbere 5-Jahres-Planung und an-schließend einen sehr groben 10-Jahresplan, wie Sie das vielleicht bereits von Ihren europäischen und amerikanischen Firmen kennen, erstellen. Umsatz, Kosten, Ergebnis, Personal, Investitionen und ein Cashflow sollten dabei jährlich geplant werden. Natürlich sind wir jetzt wieder beim Thema „Glaskugel“ angekommen!
Immer wieder hören wir dazu die gleichen Aussagen! „Wie sollen wir das wissen?“ und „wir haben hier keinerlei Erfahrungswerte aus der Vergangenheit!“ Aber das liegt nun einmal in der Natur der Sache und diese gewissen Planungsunschärfen haben Sie natürlich in jeder Branche, in jedem Land. Wichtig ist, dass Sie die Prämissen und Variablen, die Ihrer Planung zugrunde liegen, deutlich aufzeigen und klar benennen, so dass sie von Ihren Fachleuten interdisziplinär diskutiert und bei Bedarf jederzeit angepasst werden können. Das ist keine „Raketentechnologie“ und dazu benötigen Sie sicherlich auch keine übernatürlichen Superkräfte! Und falls Sie sich trotzdem hier und da unsicher sein sollten, so gibt es Experten für solche Fälle, die Ihnen bei einer Planung Ihre indischen Aktivitäten sehr gerne behilflich sein werden.
Eine gute, sorgfältige Planung – nach bestem Wissen und Gewissen – ist das stabile Fundament, quasi der Grundbaustein, für Ihren späteren wirtschaftlichen Erfolg in Indien – sie ist daher unabdingbar! Denn Sie wissen ja, ohne ein stabiles Fundament wird jedes Konstrukt früher oder später in sich zusammenbrechen. Dazu bedarf es dann auch nicht unbedingt eines mittelschweren Erdbebens.
Strategische Option: Joint Venture?
Entscheidend für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg, ist die richtige Marktbearbeitungsstrategie. Sehr viele europäische Firmen bevorzugen es noch immer – zumindest zu Anfang – aus einem Joint Venture-Unternehmen heraus den indischen Markt zu bearbeiten. Wir wollen uns an dieser Stelle auf ein solches Szenario mit einem indischen Partner konzentrieren, da diese Konstellationen – unserer Erfahrung nach – häufig Probleme verursachen.
Wir raten Ihnen – gerade zu Beginn – ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber Ihrem neuen indischen Kooperationspartners walten zu lassen. Zumindest so lange, bis Sie ihn besser kennen und eine komfortable gegenseitige Vertrauensbasis geschaffen haben. Treten Sie im gegenüber einfach so auf, wie Sie sich auch europäischen und amerikanischen Geschäftspartnern gegenüber verhalten würden. Offen, freundlich aber eben doch auch vorsichtig. Warum wir das hier explizit erwähnen? Nun ja, da wären wir eben wieder bei dieser mysteriösen indischen Brille. Ja, genau die, die Sie kurzsichtig macht! Nehmen Sie sie bitte ab und betrachten Sie Ihren neuen Freund mit einer gewissen europäischen Nüchternheit. Bewerten Sie Ihren Kooperationspartner lieber anhand seiner Taten, nicht seiner Worte!
Haben Sie sich bereits ernsthaft gefragt, warum dieses indische Top-Unternehmen gerade mit Ihnen kooperieren möchte? Was erhofft sich der indische Eigentümer bzw. das indische Management von dieser Zusammenarbeit? Lassen Sie es uns beim Namen nennen: man will natürlich Ihr Know-how! Aus diesem Grund geht es in erster Linie darum, Ihr Know-how und Ihre Interessen in Indien zu schützen.
Weiterführende Literatur finden Sie in unserem aktuellen Managementhandbuch für Indien